Interkulturelle Begegnung

INDIK Forum 2014

„Neulich in der Uni: Meine Kollegin und ich führen einen Einführungsworkshop für internationale Studierende durch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben in einer Gruppenarbeit Rollenspiele vorbereitet und präsentieren diese anschließend im Plenum. Nach der ersten Präsentation klatschen alle, meine Kollegin und ich klopfen in alter Gewohnheit auf den Tisch. Bei der Gelegenheit erläutern wir, dass es üblich ist, nach einer Vorlesung oder einem Referat seine Wertschätzung durch Klopfen auszudrücken. Die nächste Gruppe präsentiert ihre Ergebnisse. Danach klopfen alle – nur meine Kollegin und ich klatschen…“

Unterschiedliche kulturelle Gewohnheiten und Hintergründe können – nicht immer so harmlos wie in unserem Beispiel – Quelle von Missverständnissen sein. Wir bewerten das Verhalten unserer Interaktionspartner vor dem Hintergrund unserer eigenen kulturellen „Brille“ – ebenso wie es im Normalfall unser Interaktionspartner mit uns macht. Doch was ist der „Normalfall“? Wer entscheidet über adäquates kulturelles Verhalten? Ziel der interkulturellen Begegnung in unserem Sinne ist die Aufrechterhaltung des Kontaktes. Wir möchten einen Kontaktabbruch, der aus der Bewertung des anderen, „abweichenden“ Verhaltens aus der Perspektive unserer eigenen Brille vorgenommen wird, vermeiden und statt dessen dazu einladen, Gewohntes zu hinterfragen, andere Perspektiven einzunehmen und das bisherige Verhaltens- und Kommunikationsrepertoire zu erweitern. Auf dieser Basis der Offenheit, Neugier und Wertschätzung kann ein gleichwertiger Austausch auch in interkulturellen Begegnungssituationen möglich sein.